BERICHT: Militärhistorische Reise nach Folline von 11.-13. Oktober 2024
Die seit vielen Jahren alljährlich stattfindende militärhistorische Reise nach Follina ist zu einem Fixpunkt im Jahresablauf des ÖSK Landesgeschäftsstelle Steiermark geworden. Ziel und Zweck dieser militärhistorischen Reise ist es, Orte aufzusuchen, auf denen für uns militärhistorisch denkwürdige Ereignisse stattgefunden haben bzw. zu denen wir Österreicher einen besonderen Bezug haben.
Einige Beispiele dazu sind das Oeversee-Gedenken in Schleswig-Holstein, das Meletta-Gedenken am Monte Meletta oder in Bosnien und Herzegowina, das Lissa-Gedenken auf der Insel Viš.
Welches Ereignis ist nun der Grund für die alljährlich im Oktober stattfindende Reise nach Follina? Kurz zur Geschichte: Während der blutigen Kämpfe im Ersten Weltkrieg in der Region Venezien errichtete man in Follina ein Feldlazarett. Die über 800 gefallenen bzw. im Lazarett verstorbenen Soldaten begrub man in einem am Ortsrand angelegten Soldatenfriedhof. Dieser Friedhof ist dann leider im Laufe der Jahre verfallen und total verkommen. Im Jahr 2004 wurde auf Initiative vom damaligen Bürgermeister Marcello Tomasi und auf Anregung vom ÖSK der Beschluss gefasst, diese Kriegsgräberanlage zu renovieren bzw. großzügig neu zu gestalten. Es war besonders erfreulich, dass man bereit war, für die „Feinde von gestern“ diesen verfallenen SFH mit großer Unterstützung einer italienischen Bank und finanzieller Beteiligung des ÖSK restituieren. Bemerkenswert ist auch, dass österreichische Soldaten 14 Tage an den Renovierungsarbeiten mitgewirkt haben.
Schon vor Jahre davor entwickelten sich erst nur im zivilen Bereich freundschaftliche Beziehungen zwischen der Region Bassano del Grappa und Obdach. Daraus ergaben sich bald auch sehr positive Kontakte zu den in dieser Region sehr k.u.k. freundlichen Alpini. In weiter Folge kam es auch zu einer Zusammenarbeit im Bereich der KGF wie z.B. gemeinsame Arbeitseinsätze in der Region Monte Grappa bzw. Follina.
Besonders positiv hervorhebenswert waren in diesem Zusammenhang vor 20 Jahren die Bemühungen in Follina, den total verfallenen k.u.k. SFH zu restituieren. In weiterer Folge wurde eine eindrucksvolle Gedächtnisstätte auf dem renovierten k.u.k. Heldenfriedhof errichtet.
Dem Präsidenten des Comitato per il Sacrario austro-ungarico di Follina Marcello Tomasi und allen, die an seiner Seite mitgeholfen haben, diesen SFH zu renovieren, ist für die großen Bemühungen bis zum heutigen Tag ganz herzlich zu danken.
Und so ist es für uns zu einer selbstverständlichen Verpflichtung geworden, alljährlich seiner Einladung zur traditionellen Gedenkzeremonie am 1. Wochenende im Oktober Folge zu leisten und nach Follina zu kommen
Zum Reiseverlauf: Nachdem wir schon auf der Fahrt bis zum und über den Predil-Pass bei herrlichem Herbstwetter von Militärhistoriker Oberst Peter Paul Pergler über die Ereignisse im Kriegsjahr 1915 fachkundig informiert worden waren, erfolgte am eindrucksvollen Soldatenfriedhof Unterbreth das erste von Militärdekan Dr. Christian Thomas Rachlé gestaltete Totengedenken mit Kranzniederlegung. Als Überraschung wurde im Anschluss daran vor dem Monument des Soldatenfriedhofs Oberst Pergler von LGF Obst Allesch eine hohe ÖSK-Auszeichnung für seine besonderen Verdienste als Militärhistoriker und Unterstützer des ÖSK verliehen.
Auf der Weiterfahrt durch das Soča-Tal folgten eindrucksvolle Einweisungen in die Kampfabläufe der Isonzoschlachten. Durch den Besuch mit Führung im Museum von Karfreit/Kobarid wurden die vielen interessanten Erklärungen während der Fahrt abrundend ergänzt. Nach den bedrückenden Schilderungen der Kampfabläufe in dieser damals blutgetränkten Region war das erste Eintauchen in das Flair der sehenswerten italienischen Kleinstadt Cividale ein sehr schönes, erleichterndes Erlebnis. Die Kathedrale, die Teufelsbrücke und das Café Longobardo waren Höhepunkte am Rundgang durch die Stadt. Gegen Abend traf die 40-köpfige Reisegruppe in Pieve di Soligo im Hotel del Parco ein. Ein opulentes, typisch italienisches, ausgezeichnetes Abendessen rundete den erlebnisreichen ersten Tag positiv ab.
Am zweiten Tag führte die Reiseroute über Bassano auf der extrem kurvenreichen Straße – eine Herausforderung für den schon erprobten Chauffeur Emmerich – hinauf auf den Monte Grappa. Herrliches Wetter ermöglichte sogar den Blick bis nach Venedig an die Adria. Erster Programmpunkt oben war eine gemeinsame Kranzniederlegung mit der Abordnung aus Ungarn am Monument für die k.u.k. Gefallenen. Eine Einweisung in den blutigen, verlustreichen Kampf um den Monte Grappa erfolgte auf den Stufen vom italienischen Teil dieser gigantischen KGA. Am Nachmittag wurde die im Vorjahr aus Zeitgründen abgesagte Stadtführung nachgeholt. Nach der Mittagspause traf man sich auf der Hauptsehenswürdigkeit der Stadt, der Alpini-Brücke, von wo aus die Führung durch die reizvolle Stadt begonnen wurde. Zurück im Hotel wurde am Abend wurde wieder reichhaltig aufgetischt.
Der dritte Tag war bis zur Abreise am Nachmittag zur Gänze der Gedenkzeremonie am k.u.k. SFH gewidmet. Mit einer großen Flaggenparade am Antreteplatz von Follina beginnt jedes Mal diese Zeremonie. Anschließend marschiert der ganze Marschblock – die große Zahl der Fahnen an der Spitze – mit klingendem Spiel durch die Stadt zum SFH. Die internationale Gedenkzeremonie unter Teilnahme hochrangiger Würdenträger aus Italien und den ehemaligen Kronländern ist dann immer der Höhepunkt dieser Veranstaltung. Im interreligiösen Totengedenken – auch diesmal nahmen daran 5 Würdenträger verschiedener Religionen teil – hat Militärdekan Dr. Rachlé für Österreich auf sehr originelle Weise gesanglich mitgewirkt. LGF Oberst i.R. Allesch bedankte sich in seiner Rede, die von seiner Gattin auf Italienisch vorgetragen wurde, ganz besonders bei Altbürgermeister Marcello Tomasi für die vor 20 Jahren von ihm begonnene Inangriffnahme der Restituierung dieses SFH. Ein Empfang mit Bewirtung durch die Frau Bürgermeister Paola Carniello im Rathaus bildete den immer sehr geselligen Abschluss dieser wieder sehr würdigen Gedenkzeremonie. Reich beladen mit vielen Schilderungen und positiven Erlebnissen – Oberst Pergler hat sich bis wenige km vor Graz in dankenswerter Weise unermüdlich bemüht die Reisegruppe mit umfangreichen Informationen zu sättigen – wurde der Ausgangspunkt dieser Reise, die Belgier-Kaserne, planmäßig erreicht.