BERICHT – Besuch von Soldatenfriedhöfen im ehemaligen Westgalizien
Der Landesgeschäftsstelle Steiermark des ÖSK obliegt neben der Erhaltung und Pflege der Kriegsgräber im eigenen Bundesland auch an die 100 Anlagen im Ausland. In der Zeit vom 14. bis 18. Oktober 2024 haben sich LGF Oberst i.R. Dieter Allesch und Kurator Reg.Rat Helfried Grandl auf den Weg nach Süd-Ost-Polen, in das Gebiet des ehemaligen Westgalizien, gemacht, ein Arbeitsgebiet der LGSt Steiermark.
Am Beginn des Ersten Weltkriegs haben russische Truppen nach dem Fall von Lemberg und der Festung Przemyśl das ehem. Kronland Galizien bis unmittelbar vor Krakau besetzt. Nach der Rückeroberung von Galizien – unter Verstärkung durch deutsche Truppen – wurden durch die Kriegsgräberabteilung des k.u.k. Militärkommandos Krakau in ganz Westgalizien Soldatenfriedhöfe angelegt. Auf den Gräberanlagen sind Angehörige dreier Heere beigesetzt: österreichisch-ungarische, deutsche und russische. Besonders fällt auf, dass die k.u.k. Armee allen Gefallenen die gleiche Achtung und Ehre entgegengebracht hat.
Nachdem im Vorjahr die Woiwodschaft Karpatenvorland (in äußersten Südosten von Polen) besucht wurde, so stand in diesem Jahr die Woiwodschaft Lublin im Fokus unseres Gedenkens.
Sehr wesentlich hat uns der österreichische Honorarkonsul in Lublin, Mag. Piotr Majchrzak auch heuer wieder unterstützt. Bereits am Ankunftstag wurde der erst vor 2 Jahren vollkommen renovierte und Instand gesetzte Soldatenfriedhof in Marysin, Gemeinde Jastków besucht. Erfreulich für uns war die Anwesenheit des österreichischen Botschafters in Polen, Dr. Andreas Stadler, und des Direktors des österreichischen Kulturforums in Warschau, Arnold Obermayr. Selbstredend waren auch Vertreter der Gemeinde Jastków bei der Gedenkzeremonie anwesend. Im Anschluss wurde noch der Soldatenfriedhof in der Gemeinde Garbów besucht.
Die weiteren Tage wurden genutzt, um insgesamt 12 weitere Kriegsgräberanlagen zu besuchen. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass sich alle Anlagen in einem sehr gepflegten Zustand befinden. Diesbezüglich hat in den letzten Jahren in Polen ein Umdenken stattgefunden, zahlreiche Gräberanlagen werden in Eigeninitiative von Vereinen oder Einzelpersonen gepflegt und erhalten; zu bemerken ist aber auch, dass seitens der polnischen Regierung nicht unwesentliche Mittel zur Kriegsgräbererhaltung bereitgestellt werden. Auch von Seiten der Gemeinden konnten wir ein höchstmögliches Entgegenkommen feststellen.
Interessant ist auch, dass sich immer wieder Persönlichkeiten finden, die in Archiven, sei es in Polen oder in den Nachfolgestaaten der österr.-ungar. Monarchie, Nachforschungen zu Soldatenfriedhöfen anstellen. So hat Frau Marzena Gałecka ein Buch mit dem Titel: „Soldatenfriedhöfe aus dem Ersten Weltkrieg in der Gemeinde Jabłonna“ verfasst. Vor Schülerinnen und Schülern des örtlichen Gymnasiums durften wir dieses Buch aus den Händen der Verfasserin entgegennehmen. Als kleiner Dank wurde Frau Gałecka eine Auszeichnung des Österreichischen Schwarzen Kreuzes verliehen. Es war wohltuend anzusehen, wie interessiert die Schüler:innen dieses Thema aufgenommen haben.
Eine weitere Gedenkzeremonie gilt es, besonders zu erwähnen. Unsere langjährige Verbündete, Frau Kati Ważna und ihr Ehegatte Stani betreuen in vorbildlicher Weise den Soldatenfriedhof in der Ortschaft Pawłówka, Gemeinde Rachanie. Hier hat Herr Michał Łałak, der in Danzig beheimatet ist, in mühevollen Recherchen in Archiven einen Teil jener Namen von Gefallenen ausfindig gemacht, die am Soldatenfriedhof Pawłówka beigesetzt sind. Es war uns eine Ehre, bei der Enthüllung der Gedenktafel anwesend zu sein, auf der die Namen der Gefallenen nunmehr aufscheinen. Als kleinen Dank des Österreichischen Schwarzen Kreuzes durften wir Herrn Łałak beim anschließenden Empfang eine Auszeichnung überreichen.
Im Zuge unserer Reise durch die Woiwodschaft Lublin hat uns eine erfreuliche Nachricht unseres Freundes Bogdan Jezierski aus Jasło erreicht. Wie alljährlich, so auch in diesem Jahr werden von Soldaten, Polizisten, Feuerwehrleuten, Gemeindebediensteten und auch Privatpersonen eine Woche vor Allerheiligen die Soldatenfriedhöfe in der Woiwodschaft Vorkarpaten gepflegt und bei Bedarf saniert. Unserem Freund Bogdan gebührt für seine Initiative größter Dank und Anerkennung.
Reg.Rat Helfried Grandl, Kurator